Ulf Walliczek

Team ZukunftsQuartiere GmbH, Geschäftsführender Gesellschafter



Ulf Walliczek ist Gründer und Geschäftsführer von Team ZukunftsQuartiere, ein Unternehmen, das Projektentwickelnde, Investierende und Kommunen rund um sozial nachhaltige Gebäude und Quartiere berät. Zuvor war er lange für Fondsgesellschaften sowie Asset-Management und Beratungshäuser in Führungspositionen tätig. Ulf ist überzeugt davon, dass die Welt und auch die deutsche Immobilienbranche zur Lösung ihrer Herausforderungen mehr Frauen in verantwortlichen Positionen braucht. Er ist Vater von zwei Söhnen und lebt in München.

Ulf Walliczek



„Frauen bringen die Skills, Sichtweisen und eine starke intrinsische Motivation mit, um die Immobilienbranche nachhaltiger zu machen und unsere Städte zu Orten, die gut für alle funktionieren.“

Was macht dich zum Male Ally? 

Ich bin ein Male Ally, weil ich mich für Gleichberechtigung einsetze. Wie das Wort Gleichberechtigung schon sagt, geht es darum, dass Menschen grundsätzlich Anspruch auf die gleichen Rechte haben. Wenn das nicht gegeben ist, und für Frauen ist es das nicht, dann ist das ungerecht. Und Ungerechtigkeit hat mich schon immer geärgert. 

 

Warum ist unsere Welt ein besserer Ort, wenn Frauen und Männer gleiche Rechte und Chancen haben?

Ich antworte mal mit einer Gegenfrage: Warum sind Diktaturen und Autokratien immer männlich? Aus meiner Sicht, weil in ihnen patriarchale Machtstruktur fixiert wurde, die Vielfalt und Diversität ausschließen. Und weil wir für die Probleme unserer Zeit, Konflikte, Klimakrise, Fachkräftemangel, die Perspektiven der Frauen brauchen, um sie anzugehen.

 

„Um das Machtungleichgewicht auszubalancieren, braucht es erstmal Druck in Form von Quoten“

 

Warum braucht die Immobilienbranche mehr Frauen in Führung?

Die Immobilienbranche bestimmt, wie ressourcenschonend Gebäude gebaut und betrieben werden. Sie hat wesentlichen Einfluss darauf, ob unsere Städte sozial nachhaltig und damit lebenswert werden. Frauen bringen die Skills, Sicht- und Handlungsweisen und dazu eine starke intrinsische Motivation mit, um die Branche nachhaltiger zu machen und unsere Städte zu Orten, die gut für alle funktionieren. Wirken und entscheiden Frauen und Männer gemeinsam, so entstehen bessere Ergebnisse, auch in der Immobilienbranche.

 

Was können Unternehmen für mehr Frauen in Führung tun?

Um das Machtungleichgewicht auszubalancieren, braucht es erstmal Druck von außen in Form von Zielgrößen beziehungsweise Quoten. Die Ausrede, es gäbe nicht genügend qualifizierte Frauen, gilt einfach nicht. Es braucht in den Unternehmen außerdem bessere Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Job und Familie, zum Beispiel durch flexible Arbeitsmodelle für Führungsaufgaben, zum Beispiel Tandems. Unternehmen können berufstätigen Väter, die ihre Kinder betreuen und zu Hause Fürsorgearbeit übernehmen, gezielt Unterstützung anbieten. Und darauf achten, den Perspektivenwechsel zwischen den Hierarchieebenen zu fördern, sodass Topmanagement, Führungskräfte und untere Ebenen direkt miteinander ins Gespräch kommen und mehr voneinander erfahren können.

 

Was kann die Politik tun?

Die Politik sollte endlich das Ehegattensplitting abschaffen. Das Einkommensunterschiede zwischen Paaren steuerlich begünstigt und damit zementiert werden, ist der komplett falsche Anreiz. Außerdem braucht es Gesetze, die Unternehmen verpflichten, gleiche Gehälter für gleiche Arbeit zu zahlen und das gegenüber den Beschäftigten transparent zu machen.  

 

Und was kann jede*r Einzelne tun?

Ich sehe hier vor allem die Männer in der Pflicht, sich mehr einzubringen. Das fängt im Privaten an, mit gleicher Übernahme von Aufgaben zu Hause, in der Betreuung, im Haushalt. Aber auch indem sie Stellung beziehen, mehr Gleichberechtigung und Diversität reden und dazu stehen, was sie wirklich wollen, gerade auch in Gesprächen mit anderen Männern, im privaten Kreis, aber auch in den Unternehmen mit Vorgesetzten, Kollegen und Kolleginnen.

 

 

„Ich habe intuitiv immer gemischte Teamkonstellationen gesucht, da lief die Zusammenarbeit konstruktiver, auch die Stimmung war besser“

 

Wann wurde dir klar, dass wir mehr Frauen in Führung brauchen? Gab es ein persönliches Schlüsselerlebnis?

Es gab nicht das eine Schlüsselerlebnis, eher viele kleine Situationen im Job, bei denen mir auffiel, dass Entscheidungen in reinen Männerrunden oft nicht gerade die besten Ergebnisse hervorbrachten. Das Gleiche gilt für die Diskussionen auf Panels, die deutlich spannender und besser waren, wenn da nicht nur Männer diskutierten. Ich habe intuitiv, glaube ich, immer Teamkonstellationen gesucht oder hergestellt, in denen es gemischte Runden gab, da lief die Zusammenarbeit oft konstruktiver sowie effizienter ab und die Stimmung war besser. Das große YES-Erlebnis kam, als ich meine Partnerin kennenlernte, die sich sehr für weibliche Führung und Diversität einsetzt.

 

Der Weg zu mehr Vielfalt in Führungsebenen geht nur gemeinsam. Wie gelingt es, die Männer mit an Bord zu holen?

Ein guter Weg ist, Männer in Führungspositionen sicht- und hörbar machen, denen das Thema ein wichtiges Anliegen ist. Wie zum Beispiel mit dieser Male-Ally-Kampagne hier.

 

Welchen Tipp oder Gedankenanstoß würdest du als Male Ally gerne anderen Männern geben?

Ihr könnt nur gewinnen, wenn ihr mehr Frauen in den Führungsebenen habt. Sei es durch bessere Stimmung im Team, motiviertere Beschäftigte, durchdachtere Entscheidungen. 

 

Frauen, von denen du Fan bist?

Meine Partnerin, Düzen Tekkal, Lea-Sophie Cramer, Annalena Baerbock, meine Mama.

 

Welche Frau wärst du gerne mal für einen Tag?

Die Rapperin Melissa Viviane Jefferson, genannt Lizzo.

 

Hast du eine Superheldin, fiktiv oder real?

Meine Freundin.