Jonathan Meier

C24 Bank, Teamleiter Personal



Jonathan Meier ist Führungskraft, Handballtrainer und nimmt in Gesprächen oft die Rolle des Vermittlers ein. Als Teamleiter Personal bei der C24 Bank und in früheren Leitungsfunktionen im HR-Bereich in der Immobilienbranche weiß er, dass Personalentscheidungen oft von unbewussten Denkmustern und Vorurteilen beeinflusst sind. Als Male Ally möchte er andere Männer dazu ermutigen, die eigenen Bias zu reflektieren und anderen offen und vorurteilsfrei zu begegnen.

Jonathan Meier



„Die Immobilienbranche hat sich in den letzten Jahrzehnten größtenteils auf ihrem Wohlstand ausgeruht, jetzt muss sie sich auf dem Branchen- bzw. Arbeitgebendenmarkt behaupten. Sie kann es sich nicht leisten, einen Großteil von Bewerberinnen für Führungspositionen auszuschließen.“ 

Was macht dich zum Male Ally? 

Ich habe während meines Wirtschaftspsychologie-Studiums angefangen, mich mit den Themen Diversität, Chancengleichheit und Frauen in Führung auseinanderzusetzen. Ein Augenöffner in dieser Zeit war für mich das Buch „Unsichtbare Frauen“ von Caroline Criado-Perez. Als Personalleiter in der Immobilienbranche habe ich später erfahren, wie sehr Bias, also unsere Vorurteile und unbewussten Denkmuster, auch bei Personalentscheidungen eine Rolle spielen. Ich glaube mittlerweile, dass es diese Vorurteile im Kopf sind, die die größte Hürde für Veränderung darstellen, gerade weil sie oft unreflektiert und damit unbemerkt wirken. Auch privat habe ich diese Bias oft erlebt, z.B. bei Diskussionen über Karriereplanungen im Freundeskreis. 

Ich denke, ich eigne mich als Male Ally, weil ich in Diskussionen gerne unterschiedliche Blickwinkel einnehme. Und weil ich gut zwischen den Seiten moderieren, gleiche Nenner finden und Gemeinsamkeiten aufzeigen kann, statt Fronten zu verhärten.  

 

Warum ist unsere Welt ein besserer Ort, wenn Frauen und Männer gleiche Rechte und Chancen haben? 

Wie könnte die Welt nicht ein besserer Ort sein, wenn alle gleiche Rechte und Chancen haben? Wir sollten uns vor Augen halten, dass wir alle einen Hindernislauf vor uns haben. Aufgrund von Ungleichheiten, Privilegien und Ungerechtigkeiten starten die Menschen nur von komplett unterschiedlichen Positionen aus und müssen unterschiedlich viele Hürden überwinden. Es zählen also nicht Fähigkeiten, Talent und Einsatz, sondern Ähnlichkeit, soziale Herkunft und Zugang zu Ressourcen.  

 

„Geteilte Führung und Führung remote werden immer wichtiger, auch für kleine und mittelständische Unternehmen und auch für die Immobilienbranche“

 

Warum braucht die Immobilienbranche mehr Frauen in Führung? 

Die Immobilienbranche hat sich in den letzten Jahrzehnten größtenteils auf ihrem Wohlstand ausgeruht, jetzt muss sie sich langsam auf dem Branchen- bzw. Arbeitgebendenmarkt behaupten. Sie kann es sich gar nicht leisten, einen Großteil von Bewerberinnen für Führungspositionen auszuschließen. Geteilte Führung und Führung remote werden immer wichtiger, auch für kleine und mittelständische Unternehmen und auch für die Immobilienbranche.

 

Was können Unternehmen dafür tun? 

Die Veränderung zu mehr Vielfalt in den Führungsteams nicht als Trend verstehen, sondern in ihren Strukturen und Führungskultur strategisch verankern. 

 

Was können Politik und Gesellschaft tun? 

Die Politik muss mehr tun, zum Beispiel Anreize für gleiche lange Elternzeiten und gleich verteilte Teilzeitarbeit bei Müttern und Vätern setzen.

 

Und was jede*r Einzelne? 

Darüber diskutieren, alte und gewohnte Muster aufbrechen, Neues zulassen.

 

„Als Personalleiter habe ich Einfluss darauf, Strukturen, Prozesse und Organisationen so zu gestalten, dass sie Chancengleichheit ermöglichen“

 

Was tust du ganz konkret? 

Als Personalleiter habe ich Einfluss darauf, Strukturen, Prozesse und Organisationen so zu gestalten, dass ein Umfeld entsteht, in dem Chancengleichheit möglich und nachhaltig gefördert wird. Zum Beispiel im Bewerbungsverfahren, in Entwicklungsprogrammen oder in der Besetzung von Führungspositionen. Privat diskutiere ich mit Freunden und coache sie bei der Karriereplanung und helfe ihnen, ihre Ziele im Job zu erreichen. 

 

Wann wurde dir klar, dass wir mehr Frauen in Führung brauchen? Gab es ein persönliches Schlüsselerlebnis? 

Da gab es kein eines – viele Beobachtungen im Job und im privaten Umfeld haben hier zu meiner Klarheit geführt.  

 

Der Weg zu mehr Vielfalt in Führungsebenen geht nur gemeinsam. Wie gelingt es, die Männer mit an Bord zu holen? 

Ich denke, der beste Weg ist es, Menschen Verständnis entgegenzubringen und sie an dem Punkt abzuholen, wo sie stehen. 

 

 

Welchen Tipp oder Gedankenanstoß würdest du als Male Ally gerne anderen Männern geben? 

Erstens, lasst uns mehr Perspektivwandel betreiben und die Welt aus den Augen anderer sehen – zuerst fragen, hilft oft, um Dinge nicht als Angriff zu sehen, sondern als Erweiterung des eigenen Bewusstseins. Zweitens, mit einem konkreten Beispiel überzeugen, zum Beispiel, dem hier: Bis in die frühen 2010er Jahre wurde der Großteil von Autos bei Crash-Tests mit einem Dummy durchgeführt, der einen durchschnittlichen Mann darstellte (182 cm, 80 kg, etc.). Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau bei einem Unfall schwer verletzt wurde, lag dadurch um 17 % höher – ist das eine Welt, in der wir unsere Frau oder unsere Töchter leben lassen möchten? 

 

Welche Frau wärst du gerne mal für einen Tag? 

Meine Mutter im Alter von 31, sie studierte, arbeitete und hatte mich als Säugling, alles gleichzeitig.

 

Hast du eine Superheldin? 

Captain Marvel.