Prof. Dr. Heiko Fuchs
Kapellmann und Partner Rechtsanwälte mbB, Geschäftsführender Partner, Rechtsanwalt sowie Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht
Heiko Fuchs ist Partner bei Kappellmann und Partner Rechtsanwälte. In seinem Beruf treffen zwei sehr stark männlich geprägte Branchen aufeinander, die Rechtsberatung und der Bau-
und Immobiliensektor. Das spiegelt sich auch in der Zusammensetzung der Partnerschaft der Kanzlei. Er findet, auch wenn die Kanzlei bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie schon weiter ist
als andere, in punkto Frauen in Führung ist noch viel Luft nach oben. Junge Juristinnen, die er bei seiner Lehrtätigkeit an der Juristischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
kennenlernt, in Führungspositionen von Kanzleien zu begleiten, ist ihm eine Herzensangelegenheit.
Heiko Fuchs, Foto: ©Jochen Rolfes
„Die Förderung der Karriere von Frauen wurde lange Zeit so verstanden, dass man sich die Frage gestellt hat, wie man Frauen zu besseren Männern formen kann, damit sie in dem vorhandenen System aufsteigen können. Inzwischen reift selbst bei uns Männern die Erkenntnis, dass sich das Unternehmen verändern muss, um auch Frauen in Führungspositionen zu bekommen.“
Was macht dich zum Male Ally?
Ich arbeite in der Schnittmenge von Recht und Bau, die besonders männlich geprägt ist. Das ist einerseits eine große Herausforderung, andererseits kann man hier schon mit kleinen Veränderungen viel bewirken.
Warum ist unsere Welt ein besserer Ort, wenn Frauen und Männer gleiche Rechte und Chancen haben?
Das wussten schon die Eltern unseres Grundgesetzes: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Niemand darf wegen seines Geschlechtes benachteiligt oder bevorzugt werden.“ Punkt.
Warum braucht die Immobilienbranche mehr Frauen in Führung?
Unternehmen mit diverser Führung funktionieren wirtschaftlich erfolgreicher. Verschiedene Perspektiven auf unternehmerische Chancen und Risiken führen zu abgewogeneren Entscheidungen. Das gilt auch für die Immobilienbranche.
„Es ist wichtig, Veränderung in Unternehmen als gemeinsames Anliegen zu begreifen und anzugehen.“
Was können Unternehmen dafür tun?
Die Förderung der Karriere von Frauen wurde lange Zeit so verstanden, dass man sich die Frage gestellt hat, wie man Frauen zu besseren Männern formen kann, damit sie in dem vorhandenen System aufsteigen können. Inzwischen reift selbst bei uns die Erkenntnis, dass sich das Unternehmen verändern muss, um auch Frauen in Führungspositionen zu bekommen. In der Umsetzung ist es wichtig, Veränderung in Unternehmen als gemeinsames Anliegen zu begreifen und anzugehen. Dazu braucht es in Unternehmen ganzheitlich einen höheren Reifegrad.
Was Politik und Gesellschaft?
„Wenn Männer kochen, ist es Kunst. Wenn Frauen kochen, ist es Handwerk.“ So zitierte die Strategieberaterin Liane Allmann einmal einen Koch. Letztlich geht es um Haltung. Und Haltung wird auch durch wertschätzende Sprache geprägt. Das muss sich übrigens nicht zwangsläufig im Gendern ausdrücken.
„Wenn jede und jeder Einzelne seine Haltung hinterfragt, wären wir schon einen großen Schritt weiter“
Und was jede*r Einzelne?
Wenn jede und jeder Einzelne seine Haltung hinterfragt, wären wir schon einen großen Schritt weiter. „Was Du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem anderen zu“. Kant hat das etwas eleganter formuliert, aber der Volksmund trifft es gut.
Was tust du ganz konkret, beruflich und privat?
Ich habe versucht, meine beiden Jungs so zu erziehen, dass sie eine entsprechende Haltung entwickeln, habe aber das Gefühl, dass deren Generation ohnehin viel weiter ist als wir. In der Kanzlei setze ich mich für eine Unternehmenskultur ein, die Karrieren von Frauen fördert. Auch wenn das nicht einfach ist, wenn man 68 Partnerinnen und Partner von notwendigen Veränderungen überzeugen muss.
„Bei den Diskussionen in der Kanzlei rund um die Aufnahme der ersten Partnerin in Teilzeit wurde mir klar, wie viel Arbeit noch vor uns liegt“
Wann wurde dir klar, dass wir mehr Frauen in Führung brauchen? Gab es ein persönliches Schlüsselerlebnis?
Als wir die erste Rechtsanwältin in Teilzeit als Partnerin in Teilzeit aufgenommen haben, haben mir die aufreibenden Diskussionen innerhalb der Partnerschaft die Augen geöffnet, wie veraltet unserer Strukturen und wie konservativ unsere Haltung noch ist. Auch wenn das Vorhaben letztlich erfolgreich war, ist mir seinerzeit klar geworden, wie viel Arbeit noch vor uns liegt.
Der Weg zu mehr Vielfalt in Führungsebenen geht nur gemeinsam. Wie gelingt es, die Männer mit an Bord zu holen?
Nicht mit Druck und dem erhobenen Zeigefinger, sondern mit Sog, mit Begeisterung. Kein Mann wird Frauen nachhaltig fördern, wenn man ihm in den Hintern tritt. Wir müssen sie davon überzeugen, wie angenehmer die Zusammenarbeit und wie profitabler und zukunftssicherer das Unternehmen wird.
„Meine Oma Natalie hat sechs Kinder durch die Kriegswirren mit Flucht und Vertreibung geführt, dagegen sind die Herausforderungen einer Kanzleiführung fast Kleinkram“
Welchen Tipp oder Gedankenanstoß würdest du als Male Ally gerne anderen Männern geben?
Du bist vom Thema Frauenförderung genervt? Ich auch. Lass uns echte Chancengleichheit herstellen, dann können wir uns wieder anderen Themen widmen.
Frauen, von denen du Fan bist …?
Meine Oma Natalie, die eine Familie mit sechs Kindern durch die Kriegswirren mit Flucht und Vertreibung geführt und zusammengehalten hat. Dagegen sind die Herausforderungen einer Kanzleiführung fast Kleinkram.
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