Werner Albrecht

Stadtwerke München GmbH, Berater

F!F-Beirat



Werner Albrecht ist Vater von drei Kindern. Bis 2023 war er Geschäftsführer bei der Stadtwerke München GmbH, verantwortete dort bis Dezember 2022 den Personalbereich, bis Oktober 2023 war er für Immobilien und Bäder der SWM zuständig. Nun ist er als Berater für die Stadtwerke München tätig.

Eine während eines einjährigen Sabbaticals geplante Wanderung von Stuttgart nach Santiago de Compostela widmete er im Jahr 2000 wegen der Geburt seines ersten Kindes in eine Wanderung über den Stuttgarter Killesberg um. Die Kilometeranzahl war gefühlt ähnlich, die Beschäftigung ganz anders als ursprünglich geplant. Damit veränderte sich aber sein Blick auf Partnerschaft, auf geteilte gemeinsame Verantwortung dauerhaft. Er arbeitete dann nach der Geburt der weiteren Kinder im Wechsel mit seiner Frau immer wieder in Teilzeit, kehrte in Vollzeit zurück usw..

Anders als anfänglich befürchtet, führte dies nicht zum Karriereknick. In einem viel beachteten Post auf LinkedIn mit dem Titel „Älternzeit“ berichtete er darüber. 1.300.000 Leser:innen, 21.600 Likes zeigen, dass seine Beschreibung offensichtlich ein ganz wichtiges Thema getriggert hat.

 

Werner Albrecht, Foto: © The Point of View 



„Als Geschäftsführer der Stadtwerke München GmbH (SWM) habes ich oft von mir gesprochen, von meinen eigenen Erfahrungen und versuchte so andere Männer zu ermutigen, sich offensiv und ehrlich mit ihren Wünschen nach veränderter Arbeitszeit auseinanderzusetzen.“

Was macht dich zum Male Ally?

Dass meine Frau Anne und ich unsere Ehe und die Erziehung unserer drei Kinder immer als wirklich gemeinsame Aufgabe verstanden haben. Wir haben abwechselnd Arbeitszeiten verkürzt und wieder verlängert. Ich habe mein Sabbatical für die Betreuung unseres ersten Kindes genutzt. Danach habe ich mehrfach Teilzeit gearbeitet. Mir war immer wichtig, mein zu Beginn unserer Beziehung abgegebenes Versprechen „wir teilen uns die Kinderbetreuung“ auch wirklich einzuhalten und einzulösen. Das war nicht immer einfach, ist es aber ja auch für meine Frau nicht immer.

 

„Wir brauchen viel mehr partizipative Ansätze in Unternehmen; es ist wichtig, Frauen eine Stimme zu geben und ihnen dann auch zuzuhören“

 

Was können Unternehmen für mehr Frauen in Führung tun?

Frauen Räume und Plattformen bieten sich offen miteinander auszutauschen, auch über die Veränderungen, die sie sich im Unternehmen wünschen. Und dann, im nächsten Schritt, auf sie zugehen und nach Lösungen für die Veränderungsnotwendigkeiten suchen. Wir brauchen viel mehr partizipative Ansätze in Unternehmen. Es ist wichtig, den Frauen eine Stimme zu geben und ihnen dann auch zuzuhören und zu handeln.

 

„Verbunden mit Kinderbetreuung ist oft Teilzeitarbeit von Frauen und damit ein sich aufbauender Gender Pay Gap. Politik und Gesellschaft müssen hinterfragen, warum wir diese antiquierte Rollenteilung im Jahr 2023 noch immer fördern“

 

Was Politik und Gesellschaft?

Wir erleben alle, dass selbst gesetzliche Regelungen wie das Teilzeit- und Befristungsgesetz nicht dazu führen, dass Männer und Frauen wirklich in gleichem Umfang davon Gebrauch machen. Leider werden immer noch überwiegend Frauen in die Care Arbeit gedrückt. Verbunden damit sind oft Teilzeitarbeit und in den meisten Fällen ein sich so aufbauender Gender Pay Gap. Politik und Gesellschaft müssen hinterfragen, warum wir eine solche antiquierte Rollenteilung im Jahr 2023 immer noch fördern. Ich denke, dass alleine die Unterscheidung in Vollzeit ist gleich Präsenz und Sichtbarkeit für Männer und Teilzeit ist gleich Einschränkung für Frauen hinterfragt werden muss. Ich äußere mich hierzu oft in Posts auf LinkedIn.

 

Und was jede*r Einzelne?

„Augen auf bei der Partnerwahl“ habe ich einmal am Ende eines Vortrages vor jungen Studierenden der Hochschule München auf diese Frage geantwortet. Wir müssen Entscheidungen für Lebensentwürfe und Rollenbilder auch immer wieder im familiären Kontext besprechen. Und denken wir auch daran, welche Vorbilder wir zum Beispiel auch für unsere Kinder sein wollen. Ich wollte immer als Vater wahrgenommen werden, der sich genauso um die Erziehung und die Care-Arbeit kümmert wie meine Frau. Unsere drei Kinder haben aber auch mitbekommen, wie zäh und schwierig dies in manchen Lebensphasen ist. Wenn wir beide dann morgens müde waren, war auch das Thema unserer Tischgespräche.

 

 

„Ich ermutige Männer wie Frauen immer, sich Elternzeit, anschließend auch Teilzeit zu teilen“

 

Was tust du ganz konkret?

Als Geschäftsführer der Stadtwerke München GmbH (SWM) habe ich oft von mir gesprochen, von meinen eigenen Erfahrungen und versuchte so andere Männer zu ermutigen, sich offensiv und ehrlich mit ihren Wünschen nach veränderter Arbeitszeit oder Ähnliches auseinanderzusetzen. Ich habe bei den SWM eigene Formate nur für Männer angeboten und sie damit konfrontiert, dass ich es eigentlich nicht verstehen kann, wenn sich Väter schon bei zwei Monaten Elternzeit als kleine Helden empfinden. Ich ermutige Männer wie Frauen in solchen Situationen immer, sich Elternzeit anschließend auch Teilzeit zu teilen. 

Im privaten Kontext habe ich genau solche Diskussionen regelmäßig mit meiner Frau und auch unseren Kindern geführt. In einem Post auf LinkedIn „Älternzeit“ habe ich dies vor einiger Zeit einmal länger beschrieben. Die unerwartet große Resonanz darauf hat für mich deutlich gemacht, wie wichtig dieses Thema und vor allem die Verbindung von Privaten mit Beruflichem ist.

 

„Ich habe mir gewünscht, dass bei den Stadtwerke München eine Frau meine Nachfolgerin wird. Dieser Wunsch ging in Erfüllung“

 

Wann wurde dir klar, dass wir mehr Frauen in Führung brauchen? Gab es ein persönliches Schlüsselerlebnis?

Das wurde mir klar, als ich in verschiedenen beruflichen Stationen ja immer erlebt habe, dass eben zu wenig Frauen in Führungspositionen sind. Bei den SWM waren wir früher eine fünfköpfige Geschäftsführung mit einer Kollegin. Nach deren Ausscheiden haben wir wegen eines Einsparprogrammes auf die Nachbesetzung temporär verzichtet. Seitdem waren auf den Bildern in unserem Geschäftsbericht immer vier Männer zu sehen. Kein richtig tolles Bild, auch wenn ich meine Kollegen natürlich sehr schätze. Aber irgendwie wirkt es schon wie aus der Zeit gefallen. Zu meinem Ausscheiden als Geschäftsführer bei den SWM, hoffte ich daher, dass eine Frau zu meiner Nachfolgerin gewählt wird. Dieser Wunsch ging in Erfüllung.

 

Der Weg zu mehr Vielfalt in Führungsebenen geht nur gemeinsam. Wie gelingt es, die Männer mit an Bord zu holen?

Indem wir sie ermutigen. Indem wir ihnen zuhören. Indem wir nach- und hinterfragen. Indem wir Role Models zeigen. Indem wir sie dazu bringen, über ihre wirklichen Wünsche, wie auch über ihre Bedenken und teilweise Ängste zu sprechen. Indem wir zeigen und deutlich machen, dass es am Ende nur gemeinsam gehen kann. 

 

Welchen Tipp oder Gedankenanstoß würdest du als Male Ally gerne anderen Männern geben?

Seid nicht so ängstlich und befürchtet nicht bei jeder Frage nach z.B. anderer Arbeitszeitwünsche gleich das Ende eurer Karriere. Eure Partnerinnen schickt ihr doch auch zu ihren Chef:innen um dort eine längere Elternzeit zu beantragen. Männer selbst sind schon Helden, wenn sie wenigstens zwei Monate in Elternzeit gehen. Wenn Elternzeit dann nicht nur die gemeinsame Reise mit dem Neugeborenen ist, sondern wirkliche Care-Arbeit, dann würde dies das Denken und Handeln in unserer Gesellschaft wirklich verändern.