Oliver Küppers ist seit 2016 Managing Director für den Bereich Advisory & Transaction Services Occupier beim Immobilienberatungsunternehmen CBRE in
Deutschland. Er ist Mitglied des operativen Management Boards und des europäischen Advisory & Transaction Management Boards. Seit Mitte der 90er Jahre in der Immobilienwirtschaft aktiv,
findet er es traurig, dass die Branche noch immer wenig attraktiv für Frauen ist. Und er will beitragen, dass sich das ändert. Er hatte schon immer einen Blick für die Herausforderungen von
Frauen in der Berufswelt und seine Anfang 2023 geborene Tochter, hat diesen noch verstärkt.
Oliver Küppers, Foto: ©CBRE GmbH
„Unternehmen können an ihrer Kultur arbeiten und dabei auf Diversität und Inklusion als zentrale Werte setzen. Dazu gehört auch
das Aushalten unterschiedlicher Meinungen und Sichtweisen und männliche Führungskräfte in den Unternehmen, die damit umgehen können.“
Was macht dich zum Male Ally?
Ich habe noch nie verstanden, warum Frauen an so vielen Stellen benachteiligt werden, deshalb setze ich mich privat und beruflich für Geschlechtergleichheit ein. Es erschüttert mich immer wieder zu erleben, wie wenig sich manche Kollegen die Themen und Herausforderungen bewusst machen, mit denen Frauen konfrontiert sind.
Warum ist unsere Welt ein besserer Ort, wenn Frauen und Männer gleiche Rechte und Chancen haben?
Ich bin davon überzeugt, dass Geschlechtergerechtigkeit zu einer gerechteren und somit auch zu einer besseren Welt beiträgt. Vielfalt fördert Kreativität und Innovation. Innovation fördert Wirtschaftswachstum, das wiederum zu einer besseren sozialen Gerechtigkeit führt und die Lebensqualität für alle verbessert. Klingt so einfach und logisch, aber wir haben leider noch einen sehr weiten Weg vor uns.
„Wir benötigen den weiblichen Talentpool dringend, um die aktuellen Herausforderungen zu meistern“
Warum braucht die Immobilienbranche mehr Frauen in Führung?
Die Immobilienbranche kann sehr stark von Frauen in Führungspositionen profitieren, das bringt unterschiedliche Perspektiven und frische Ideen in die Entscheidungsetagen und führt zu einem inklusiveren Arbeitsumfeld in den Unternehmen. Wichtig ist auch die positive Signalwirkung, die die Branche mit Frauen in Führungspositionen an den weiblichen Talentpool aussendet, den wir ganz dringend brauchen, um die aktuellen Herausforderungen zu meistern.
Was können Unternehmen dafür tun?
Unternehmen können an ihrer Kultur arbeiten und dabei auf Diversität und Inklusion als zentrale Werte setzen. Dazu gehört auch das Aushalten unterschiedlicher Meinungen und Sichtweisen und männliche Führungskräfte in den Unternehmen, die damit umgehen können.
Was Politik und Gesellschaft?
Wie in so vielen Bereichen kann die Politik einen gewissen Rahmen setzen. Quoten sind ein beliebtes Thema und scheinen eine „einfache“ Lösung zu sein. Leider gibt es derzeit noch immer eine zu geringe gesellschaftliche Akzeptanz für Frauen in Führung, da hilft uns die Quote allein dann auch nicht. Mit der Neureglung der Elterngeldgrenze beispielsweise hat die Politik leider nicht positiv dazu beigetragen, die Rolle der Frau zu stärken. Die gesellschaftliche Diskussion wurde mehr eine Neid-Debatte als eine für mehr Frauen in Führung geführt und hat gezeigt, dass wir noch einen sehr weiten Weg vor uns haben.
„Ich sehe jeden Tag, mit welchen Herausforderungen und Vorurteilen Frauen zu kämpfen haben“
Was tust du ganz konkret?
Privat versuchen meine Frau und ich, uns die Care-Arbeit unserer Tochter 50/50 aufzuteilen.
Beruflich gibt es eine ganze Reihe von Maßnahmen wie beispielsweise Schulungen zur Sensibilisierung für Geschlechterfragen, flexible Arbeitszeiten, Beförderungen trotz anstehendem Mutterschutz und vieles mehr. In meinem Verantwortungsbereich beträgt die Frauenquote bereits über 50 %. Beim Anteil von Frauen in Führungspositionen sind wir noch nicht ganz bei dieser Quote, aber nahe dran und auf einem guten Weg.
Wann wurde dir klar, dass wir mehr Frauen in Führung brauchen? Gab es ein persönliches Schlüsselerlebnis?
Leider erinnere ich mich nicht mehr an den Zeitpunkt noch an den genauen Kontext, aber als Jugendlicher ist mir mit auf den Weg gegeben worden: „Hinter einem starken Mann steht immer auch eine starke Frau.“ Ich finde, das gilt auch andersherum – „Suche dir eine starke Frau und ihr werdet beide erfolgreich und glücklich sein.“ Für mich war das immer einleuchtend. Aber ich sehe auch jeden Tag, wie schwierig es für Frauen in unserer Branche ist und mit welchen Herausforderungen und auch Vorurteilen sie zu kämpfen haben.
Der Weg zu mehr Vielfalt in Führungsebenen geht nur gemeinsam. Wie gelingt es, die Männer mit an Bord zu holen?
Als Mann mit positivem Beispiel vorangehen und sich engagieren, zum Beispiel als Male Ally. Um andere Männer aufmerksam zu machen und an Bord zu holen, ist es wichtig, Diskriminierung und Benachteiligungen anzusprechen, sie als solche zu benennen und dagegen vorzugehen. Und auch, die Stimmen der Frauen zu unterstützen und zu verstärken, gerade in männerdominierten Kreisen ist oft viel zu wenig Raum und Gehör für weibliche Sichtweisen und Standpunkte. Wichtig ist auch, aktiv Frauen zu fördern und in Führungspositionen einzusetzen, damit männliche Kollegen Frauen in Führung auch praktisch erleben können.
Welchen Tipp oder Gedankenanstoß würdest du als Male Ally gerne anderen Männern geben?
Einer meiner Grundsätze, an dem ich mich immer gerne messen lasse, lautet: „Behandle andere Menschen so, wie du selbst auch behandelt werden willst.“ Das ist sicher etwas, was in sehr vielen Lebenslagen sehr hilfreich sein kann, wenn man denn die Fähigkeit zur Empathie hat. Mein Aufruf ist daher: Macht euch frei von Vorurteilen und messt nicht mit zweierlei Maß.
Frauen, von denen du Fan bist …?
Achtung, Überraschung: Ich bin Fan meiner Frau! 😉
Hast du eine Superheldin?
Definitiv Mütter und alle Frauen, die sich trotz widrigster Umstände nicht unterkriegen lassen, weiter machen und durchsetzen.
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