Olaf Cunitz ist Leiter der Quartiersentwicklung bei der GWH Wohnungsgesellschaft mbH Hessen. Davor war er unter anderem Bürgermeister der Stadt Frankfurt am Main und Dezernent für Planen, Bauen, Wohnen. Er ist verheiratet und hat einen Sohn. In seinem Berufsleben hat er immer wieder die Benachteiligung von Frauen erlebt. Die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist für ihn eine andauernde gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der sich niemand entziehen sollte. Die Förderung von Frauen in Führung ist für ihn eine Frage der Zukunftsfähigkeit der Immobilienbranche.
„Mir sind im beruflichen Umfeld immer wieder, in sehr unterschiedlichen Ausprägungen, patriarchale Strukturen, Sexismus, Frauenfeindlichkeit und Benachteiligungen von Frauen begegnet. Dies zu verändern ist keine alleinige Aufgabe der Frauen, sondern liegt ebenso in der Verantwortung der Männer.“
Was macht dich zum Male Ally?
Die Erfahrungen aus über 30 Berufsjahren. Mir sind im beruflichen Umfeld immer wieder, in sehr unterschiedlichen Ausprägungen, patriarchale Strukturen, Sexismus, Frauenfeindlichkeit und Benachteiligungen von Frauen begegnet. Dies zu verändern ist keine alleinige Aufgabe der Frauen, sondern liegt ebenso in der Verantwortung der Männer.
Warum ist unsere Welt ein besserer Ort, wenn Frauen und Männer gleiche Rechte und Chancen haben?
Die Antwort ergibt sich für mich aus der Umkehrung der Frage. Unsere Welt ist ein schlechter Ort, wenn Männer und Frauen nicht die gleichen Rechte und Chancen haben. Damit sollten wir uns nicht abfinden.
Warum braucht die Immobilienbranche mehr Frauen in Führung?
Ein bedeutender wirtschaftlicher Sektor wie die Immobilienbranche kann es sich gar nicht leisten auf das Know-how, das Können, die Energie und Kreativität von Frauen in Führung zu verzichten. Auch der weibliche Berufsnachwuchs wird sich daran orientieren, ob und wo es weibliche Führungskräfte und Netzwerke gibt. Es ist also eine relevante Frage der Zukunftsfähigkeit.
„Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist zentral und eine Atmosphäre, in der dieses Thema ernst genommen und von Führungskräften vorgelebt wird“
Was können Unternehmen dafür tun?
Ein zentrales Handlungsfeld ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Und eine Atmosphäre, in der dieses Thema auch ernst genommen und von Führungskräften vorgelebt wird. Defizite sind hier noch immer eines der wesentlichen Karrierehemmnisse. Wenn in einem Unternehmen zu hören ist, bei uns ist alles in Ordnung in Hinblick auf die Gleichberechtigung von Männern und Frauen, ist Skepsis angebracht.
Was Politik und Gesellschaft?
Die Politik muss für eine Rahmensetzung sorgen, die Frauen Chancen eröffnet und Hürden abbaut. Freiwillige Selbstverpflichtungen der Unternehmen haben selten eine Wirkung gezeigt.
Und was kann jede*r einzelne für mehr Frauen in Führung tun?
Jede und jeder von uns ist gefordert, sich tagtäglich im Berufs- und Privatleben einzubringen, wenn es um gleiche Rechten und Chancen geht. Wir können gegen Rollenklischees angehen, wir können Menschen in schwierigen Situationen zu Seite springen und vor allem sollten wir nicht wegsehen. Anlässe und Möglichkeiten gibt es genug, um sich zu engagieren.
„Die Förderung von Frauen ist kein Nullsummenspiel auf Kosten der Männer – es ist ein Gewinn und Mehrwert für das ganze Unternehmen“
Wann wurde dir klar, dass wir mehr Frauen in Führung brauchen? Gab es ein persönliches Schlüsselerlebnis?
Meine eigenen Erfahrungen mit weiblichen Führungskräften waren ein wichtiger Denkanstoß, um mich intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen. Das eigene positive Erleben und der der Blick auf die Statistik, hinsichtlich des tatsächlichen Anteils von Frauen in Führung, zeigen mir, dass sich etwas ändern muss.
Der Weg zu mehr Vielfalt in Führungsebenen geht nur gemeinsam. Wie gelingt es, die Männer mit an Bord zu holen?
Für einen Teil der Männer ist Vielfalt in Führungsebenen selbstverständlich geworden. Ein weiterer Teil lässt sich mit Argumenten auf dem Weg mitnehmen. Realistischerweise gibt es aber auch Männer, die nicht zu überzeugen sind, für das Thema kein Verständnis haben oder sich und ihre Männernetzwerke bedroht sehen.
„Die damalige Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth, mit der ich zusammenarbeiten durfte, hat mich ungemein beeindruckt“
Welchen Tipp oder Gedankenanstoß würdest du als Male Ally gerne anderen Männern geben?
Ich kann empfehlen, sich selbst kritisch zu hinterfragen und vielleicht mal einen Perspektivwechsel zu versuchen. Die Förderung von Frauen ist kein Nullsummenspiel auf Kosten der Männer. Es ist ein Gewinn und Mehrwert für das ganze Unternehmen.
Frauen, von denen du Fan bist …?
Es gibt viele Frauen in Geschichte und Gegenwart, die ich immens inspirierend finde. Ich hatte das Glück einige Jahre mir der damaligen Oberbürgermeisterin von Frankfurt am Main, Petra Roth, zusammenzuarbeiten. Sie hat mich ungemein beeindruckt. Wenn ich mich als Fan bezeichnen würde, dann von ihr.
Welche Frau wärst du gerne mal für einen Tag?
Ich würde gerne einen Tag mit der herausragenden französischen Architektin Anne Lacaton tauschen, die mit ihren Projekten Maßstäbe im Bereich des nachhaltigen, sozialen Bauens und auch der Umbaukultur gesetzt hat.
Hast du eine Superheldin fiktiv oder real?
Jede Frau, die sich im Iran unter Gefahr für Leib und Leben gegen die Unterdrückung wehrt, ist für mich eine Superheldin.
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