Erik Bossong

GROPYUS Technologies GmbH, Expert Science Network



Erik Bossong arbeitet beim Software- und PropTech-Unternehmen Gropyus Technologies in Berlin. In früheren Jobs in mittelständischen, technisch geprägten Unternehmen erlebte er oft, dass qualifizierte Frauen beruflich nicht vorankamen, obwohl gerade ihre Sichtweisen und Führungsstärken dem Unternehmen gutgetan hätten. Das will er ändern. Neben seinem Engagement als Male Ally ist er seit einigen Jahren als Mentor bei MentorMe und der Ingenieurkammer Baden-Württemberg aktiv. Die Erziehung und Betreuung der gemeinsamen neun Monate alten Tochter teilen sich Erik und seine Frau gleichberechtigt auf. 

Erik Bossong, Foto: ©Erik Bossong 



 

„Männer, ihr werdet überrascht sein, wie viele Probleme sich lösen lassen, wenn sie nicht aus einer männlichen Perspektive heraus betrachtet werden.“

Was macht dich zum Male Ally? 

Ich bin ein empathischer Mensch und wurde emanzipiert erzogen. Im Job habe ich immer wieder erlebt, wie wichtig weibliche Führung und die Sichtweisen von Frauen für Organisationen und ihre Kultur sind. Je älter ich werde, desto offensichtlicher wird mir, wie sehr die Strukturen unserer Gesellschaft und Wirtschaft noch immer männlich dominiert sind. Ich halte das aus vielen Gründen für inakzeptabel: auf einer individuellen Ebene ist es zuallererst ungerecht, auf einer gesamtgesellschaftlichen schädlich.

 

Warum ist unsere Welt ein besserer Ort, wenn Frauen und Männer gleiche Rechte und Chancen haben?

Weil Systeme nur dann nachhaltig funktionieren können, wenn alle Akteure die gleichen Chancen haben. Gesellschaften, in denen Familien stark sind, die Care-Arbeit gleich verteilt ist und Menschen die gleichen Rechte und Chancen haben, sind belastbarer, stabiler und lebenswerter.

 

Was können Unternehmen für mehr Frauen in ihren Führungspositionen tun?

Unternehmen sollten ihre weiblichen Beschäftigten gezielt fördern, befördern und sich für Frauen auf dem Arbeitsmarkt attraktiv aufstellen. Bekannte Ausreden à la „es sind keine weiblichen Fachkräfte auf dem Markt“ gelten nicht und die Unternehmen können ja selbst viel für die Entwicklung der eigenen weiblichen Nachwuchskräfte tun. 

 

„Man kann gar nicht hoch genug schätzen, was Girls Days und Info-Tage für Mädchen und Frauen in naturwissenschaftlichen und technischen Studiengängen bewirken“

 

Was Politik und Gesellschaft?

Das Thema beharrlich auf die Tagesordnung setzen, informieren und aufklären – und durch geeignete Programme fördern. Ich glaube, man kann gar nicht hoch genug schätzen, was zum Beispiele Girls Days und spezielle Info-Tage für Mädchen und Frauen in naturwissenschaftlichen und technischen Studiengängen bewirken.

 

 

 

Und was jede*r Einzelne?

Jede*e Einzelne kann bei sich selbst anfangen, die eigenen Denk- und Verhaltensmuster reflektieren. Und natürlich mit anderen über Chancengleichheit, Frauen und Diskriminierung diskutieren, im privaten Umfeld, im Freundeskreis und in der Familie und natürlich auch im beruflichen Alltag.

 

Was tust du ganz konkret?

In der Firma mit meiner Chefin, deren Stellvertreter ich bin, achten wir gemeinsam auf faire Bewerbungsverfahren. Privat engagiere ich mich als Mentor bei MentorMe und bei der Ingenieurkammer Baden-Württemberg und teile mir bei uns zu Hause den Haushalt und die Betreuung unserer Tochter mit meiner Frau gut und gleichberechtigt auf.

 

„Ich glaube nicht an die Kraft von Superheldinnen oder -helden, dafür umso mehr an die von jedem und jeder Einzelnen von uns“

 

Der Weg zu mehr Vielfalt in den Führungsebenen geht nur gemeinsam. Wie gelingt es, die Männer mit an Bord zu holen?

Ich glaube, um die Männer an Bord zu holen, braucht es viele Diskussionen und auch neue Formate der Interaktion, zum Beispiel Team-Workshops, die das Thema aufgreifen. Auch Weiterbildungen und Begegnungen mit weiblichen Führungskräften sind wichtig. Und vor allem, dass auch wir Männer andere Männer in die Diskussion zwingen.

 

Welchen Tipp oder Gedankenanstoß würdest du als Male Ally gerne anderen Männern geben?

Ihr werdet überrascht sein, wie viele Probleme sich lösen lassen, wenn sie nicht aus einer männlichen Perspektive heraus betrachtet werden.

 

Hast du eine Superheldin, fiktiv oder real?

Ich glaube nicht an die Kraft von Superheldinnen oder -helden, dafür umso mehr an die von jedem und jeder Einzelnen von uns. ☺